Dank für Herunterwirtschaften unseres Krankenhauses?
Skurriler und zynischer geht es fast nicht mehr: Da bedankt sich am letzten Freitag in einer fast ganzseitigen Anzeige im Lokalteil dieser Zeitung das Ortenau-Klinikum selbst beim Ortenau-Klinikum Oberkirch und erdreistet sich den Umzug des schon jahrzehntelang in Oberkirch vorhandene MVZ für Orthopädie aus der Oberkircher Hauptstraße in das Krankenhausgebäude, lediglich verstärkt durch einen D-Arzt, die Einrichtung einer täglichen gerade mal zweistündige sogenannte „Notfallsprechstunde“ und den vorhandenen Hebammenstützpunkt als „Zentrum für Gesundheit“ großspurig zu benennen! Was für eine Mogelpackung!
Offensichtlich braucht die Klinik-Leitung diese Art von Eigenlob, für die es ja ein treffendes Sprichwort gibt, was dem Renchtäler Leser dieser Anzeige unwillkürlich durch den Kopf schwirrt!
Ja, man kann wirklich nicht erwarten, dass die 30.000 Renchtäler Einwohner sich beim Ortenau-Klinikum für das Herunterwirtschaften des Krankenhauses innerhalb einer rekordverdächtigen Zeit von knapp drei Jahren, weit vor dem im Agenda2030-Kreistagsbeschluss avisierten Jahr 2030, und für dieses bei weitem nicht den Namen „Zentrum für Gesundheit“ verdienenden Ersatz-Konstrukt auch noch bedanken, das muss man schon selbst in die Hand nehmen!
Übrigens: eine Anzeige, die auch in einer Sonntagszeitung im Kreis erschienen ist und ähnlich auch für Gengenbach veröffentlicht worden ist, kostet den Ortenaukreis insgesamt mehrere Tausend Euro. Gibt es nichts anderes zu finanzieren, oder sollen gar die Zeitungs-Verlage mit einer solchen Finanzspritze bewogen werden, positiv über die Krankenhaus-Schließungen zu berichten?
Es wird ja nicht nur im Oberkircher Klinikum der stationäre Betrieb eingestellt, sondern es werden mit der Schließung auch die umfangreicheren fachärztlichen internistischen ambulanten Behandlungsmöglichkeiten komplett entfallen, auch die chirurgische Versorgung wird geschrumpft.
Interessant an der Anzeige ist ja auch, dass das Wort „Pflegeheim“, in das der bisherige stationäre Bereich in den kommenden Monaten umgewandelt werden soll, überhaupt nicht vorkommt. Wie das Pilotprojekt „Genesungsbetten“, was auch eine ärztliche Versorgung braucht, in dieses Minimal-Konstrukt eingebettet werden soll, ist auch mehr als fraglich.
Für den Runden Tisch Krankenhaus Oberkirch wird damit endgültig deutlich, dass das Renchtal vom Ortenaukreis in Sachen Gesundheitsversorgung abgehängt werden soll bzw. die Neuordnung der Gesundheitsversorgung, die den Namen auch verdient, vom Kreis nicht zu erwarten ist.
Insofern bleibt nichts anderes übrig, als dass die Stadt Oberkirch, eventuell gemeinsam mit den weiteren Renchtalgemeinden, das Heft des Handelns übernimmt und sich nach einem neuen Betreiber umschaut, der weit mehr als das Angebot des Ortenau-Klinikums bieten kann. Interessenten dafür scheint es ja nach Informationen des Runden Tischs durchaus zu geben. Dazu bietet der Vertrag des Kreises mit der Stadt Oberkirch die entsprechende juristische Grundlage, indem das Krankenhausgebäude nach Beendigung des Krankenhausbetriebs wieder in den Besitz der Stadt Oberkirch zurückfallen wird. Es gibt hier weit mehr zu gewinnen als zu verlieren!