Glückwunsch zum Amt des Gesundheitsministers, Herr Lauterbach!

Das wird sicher keine leichte Aufgabe, aber wir wünschen Ihnen viel Kraft und auch Durchsetzungsvermögen in der Hoffnung, dass Sie auch das umsetzen, was dringend notwendig ist. Und das haben Sie ja laut dem Interview bei T-Online vom 16.3.2020  erkannt:

Zitat:
Welche Konsequenzen müssen nach der Krise fürs Gesundheitssystem gezogen werden?

„Wir müssen dazu kommen, dass die Krankenhäuser in der Fläche nicht so extrem auf Wirtschaftlichkeit angewiesen sind. Dort wird zum Teil sehr viel operiert und es werden sehr viele Leistungen stationär angeboten, und das nur deshalb, weil die Krankenhäuser sonst finanziell nicht klar kämen. Das behindert gute Versorgung, gerade in solchen Krisen. Stattdessen brauchen wir mehr Pflegepersonal, die Vorhaltekosten der Krankenhäuser müssen wieder stärker berücksichtigt werden, und die Länder müssen die Investitionskosten auskömmlich tragen. Die Ökonomisierung unserer Krankenhäuser ist in den letzten Jahren zu weit gegangen. Aber über diese Themen muss jetzt weder beraten noch entschieden werden. Jetzt gilt es, der Herausforderung durch das Coronavirus zu begegnen. Die Krankenhäuser machen eine großartige Arbeit im Moment.“

Im Gegensatz zu Ihrer damaligen Antwort sehen wir es aber als äußerst dringend an, dass diese Themen beraten und entschieden werden müssen!

Zentrum für Gesundheit Oberkirch Ortenau Klinikum

Wir sind geliefert!

In der Acher-Rench-Zeitung vom 28. Oktober 2021 wurde über die „ersten Schritte“ der Umwandlung unseres geschlossenen Oberkircher Krankenhaus in ein Zentrum für Gesundheit berichtet:
https://www.bo.de/lokales/achern-oberkirch/so-geht-das-oberkircher-zentrum-fur-gesundheit-die-ersten-schritte
(leider hinter Bezahlschranke)

Auch die Badischen Neuesten Nachrichten berichteten darüber:
https://bnn.de/mittelbaden/ortenau/oberkirch/zentrum-fuer-gesundheit-oberkirch-krankenhaus-medizinisches-versorgungszentrum

Wir haben als Reaktion eine entsprechende Pressemitteilung an die Acher-Rench-Zeitung geschickt, die leider nicht veröffentlicht wurde.
Deshalb hier unsere Stellungnahme:

„Wir haben geliefert!“

Dieses Zitat stammt von Klinik-Geschäftsführer Christian Keller. Weit gefehlt! Es müsste besser heißen „wir sind (aus)geliefert“ sagen wir vom Runden Tisch Krankenhaus Oberkirch: Denn am 3.9.21 wurden alte Strukturen zerstört, bevor die versprochenen neuen aufgebaut worden sind.

Was wurde denn geliefert? Der innerörtliche Umzug eines seit Jahrzehnten bestehenden Medizinischen Versorgungszentrums für Orthopädie – verstärkt durch einen D-Arzt –  zwei Notfallsprechstunden pro Tag mit einer unzureichenden Ausstattung (kontaktloses Fieberthermometer, kein Röntgen) sind zu wenig. Darüber hinaus gibt es keine fach-internistische Versorgung. Das heißt, Ausstattung, Öffnungszeiten und fachliche Abdeckung sind nicht ausreichend für eine gute Grundversorgung des Renchtals.
Die Anwesenheitszeiten des D-Arztes wurden nicht publiziert.

Man erinnere sich an viele zufriedene Patienten und Hausärzte bevor Landrat und Geschäftsführer ihren systematischen Abbau im Oberkircher Krankenhaus begonnen haben. Selbst in der abgewirtschafteten reduzierten Form kurz vor der Schließung des Krankenhauses war die Versorgung der Bevölkerung des Renchtals besser als in der jetzt „gelieferten“.

Wie konnte das dazu kommen? Unter dem Vorgänger des heutigen Klinik-Geschäftsführers war jede kleinere Klinik (Oberkirch, Ettenheim Kehl und Gengenbach) mit einer „Leuchturm“-Abteilung ausgestattet: in Gengenbach und Oberkirch die Endoprothetik, in Ettenheim die Fußchirurgie, in Kehl die Allgemeinchirurgie. Diese Abteilungen sorgten für finanzielle Gewinne an den einzelnen Standorten und sorgten mit ihren notwendigen Zusatzabteilungen wie zum Beispiel der Anästhesie für den Erhalt der medizinischen Grundversorgung des jeweiligen nahen Umlandes.
Um aber dem Wunsch der Politik nach einem renommierteren Klinikum der sogenannten Maximalversorgung erfüllen zu können, wurde dieses funktionierende System absichtlich systematisch zerstört.

Und: Was bisher an Bagatellfällen im Krankenhaus versorgt wurde, sollen jetzt die Hausärzte schultern. Aber viele Praxen sind jetzt schon überlastet oder finden keine Nachfolger. Auch hier wurde der zweite Schritt vor dem ersten gemacht.

Wie war nochmal der Beschluss der „Agenda 2030“, vor ein paar Tagen euphemistisch umbenannt in „Ortenau 2030 – Zukunft Gesundheit“ aus dem Juli 2018 – „Modell Landrat“?

  • Es werden bis zum Jahr 2030 in Offenburg und Achern neue Kliniken gebaut, das Klinikum Lahr umgebaut.
  • Die Kosten belaufen sich auf 504 Mio. Euro – 60% der Kosten werden vom Land gefördert.
  • Kleine Kliniken bleiben bis zum Jahre 2030 bzw. bis zur Eröffnung der neuen Kliniken in Betrieb!

Wie sieht es heute, im November 2021 aus?

  • Neue Kliniken in Offenburg und Achern sollen weiterhin gebaut bzw. die bestehende Klinik in Lahr umgebaut werden.
  • Die Kosten belaufen sich auf inzwischen mindestens 1,3 Mrd. Euro, Stand Januar 2020!
    Das ist schon fast zwei Jahre her, da müssen doch aktuellere Zahlen vorliegen. Die Baukosten steigen in den letzten Monaten so rasant, so dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die 1,3 Mrd. Euro schon lange weit überholt sind.
    Und: Während Landrat Scherer immer von 60%-Förderung der Kosten spricht, spricht Minister Lucha immer nur von 60% der förderfähigen Kosten – sicher nochmal ein Unterschied von weit mehr als 100 Mio. Euro!
  • Das Krankenhaus in Oberkirch ist am 3. September geschlossen worden, für Ettenheim ist die Schließung zum Jahresende 2022 geplant. Dann wird wohl im Anschluss auch Kehl fallen – alles weit vor dem beschlossenen Jahr 2030 bzw. der Eröffnung der neuen Kliniken.

So wird das Vertrauen der Bevölkerung in Zusagen der Politik Stück für Stück vernichtet!

Wann kommt eigentlich die nächste Kostenschätzung und wann endlich gestehen sich Landrat und Kreistag endlich ein, dass das Projekt der Agenda 2030 so nicht durchführbar ist? Bei einer der nächsten Kostenschätzungen wird wohl dann auch der Neubau des Krankenhaus Achern aus dem Projekt gestrichen werden.

Und ganz zum Schluss – wohl zum Ende der Bauphase Richtung 2030 wird sich dann der Kreistag eingestehen müssen, dass er sich an dem Projekt verhoben hat, und das ganze Klinikum für „einen Apfel und ein Ei“ an einen privaten Träger verkaufen müssen.

Aber alles demokratisch beschlossen, vom ursprünglichen Beschluss jetzt nach drei Jahren schon weit weg –die Bevölkerung darf es ausbaden, fühlt sich machtlos der Politik ausgeliefert. Von den politischen Mandatsträgern, die die „Agenda“ im Verlauf der letzten Jahre durch Zusatzbeschlüsse verschlimmert haben, wird 2030 keiner mehr in Amt und Würden sein.

Abschieds- und Trauerfeier am 3. September 2021

Das Datum, der 3. September 2021 wird in die Geschichte Oberkirchs als rabenschwarzer Tag eingehen, da mit dem diesem Datum die lange Geschichte unseres Oberkircher Krankenhauses zu Ende geht. Unser Krankenhaus, das uns jahrzehntelang zu Verfügung stand, wird zu diesem Datum endgültig geschlossen.

Wer mit uns Abschied nehmen will, ist zur Abschieds- und Trauerfeier um 17 Uhr vor dem Krankenhaus eingeladen.
Entsprechende Trauerkleidung erwünscht.

Offener Brief von Dr. Bayer an Bürgermeister, Kreis- und Gemeinderäte

Dr. Karlheinz Bayer

An
Lothar Bächle
Meinrad Baumann
Matthias Braun
Uwe Gaiser
Hedi Jundt
Thomas Krechtler
Bruno Metz
Bernd Siefermann
Rainer Stier
Taddäus Turek
und Toni Vetrano

Offener Brief. Er betrifft womöglich eine der letzten Chancen vor dem Countdown des 3. September 2021, mit dem unser Krankenhaus geschlossen wird.

Sehr geehrte Herren Bürgermeister, liebe Kreis- und Gemeinderäte, liebe Hedi,

kurze Zeit habe ich mit dem Gedanken gespielt, eine Anzeige gegen Christian Keller zu starten, weil er den Termin der Schließung des Oberkircher Krankenhauses von dem 30. auf den 3. September vorverlegt hat.

Das geschah ohne vorherigen Kreistagsbeschluß.

Matthias Braun hat sich in der BNN am 28. Juli so geäußert, „Da geht wieder ein Stück Vertrauen in die Politik verloren. Wenn man solche Personalengpässe im medizinischen Bereich hat, steht die Frage im Raum, wie es um die Versorgungssicherheit im Kreis steht“.
Und es war auch nur eine von vielen Entscheidungen zu unseren Ungunsten.

In der Stellungnahme des OB stehen zwei Aussagen.
Die eine betrifft das Vertrauen auf die Politik, das in dieser Weise beschädigt zu einem Vertrauensverlust führt. Sie alle wissen wie ungeheuerlich Christian Kellers Vorgehensweise ist und Sie wissen auch aus Ihren Gemeinderatssitzungen, daß sie in keinem der Gemeinderäte auch nur den Hauch einer Zustimmung gefunden haben.
Die andere betrifft die Qualität der medizinischen Versorgung in unserem Tal.
Hier kann ich Ihnen mitteilen, daß auch die niedergelassene Ärzteschaft keineswegs zufrieden ist mit dem Verlust des Krankenhauses.

Ich schreibe Sie deswegen an und tue dies in Form eines offenen Briefs, weil dies womöglich die letzte Chance ist, unser Krankenhaus doch noch zu retten. Zu retten, bevor jegliches Inventar abgezogen ist und sämtliche Arbeitsverträge auslaufen sein werden.

Ich richte an Sie den Vorschlag, aus dem Klinikverbund Ortenau auszuscheren. Ich lege Ihnen hierzu nahe, mit privaten Trägern, etwa mit der Mediclin oder mit Helios Kontakt aufzunehmen. Ich weiß, daß das nur erfolgreich sein kann, wenn wir gemeinsam vorgehen.

Meine Hoffnung, daß dieses Vorgehen von Erfolg gekrönt sein kann, ziehe ich aus dem Übergabevertrag von 1977, in dem zwei bemerkenswerte Paragraphen stehen:
»Der Landkreis verpflichtet sich, die Grundversorgung für die Raumschaft zu erhalten beziehungsweise nach den ihm gegebenen Möglichkeiten weiter auszubauen.«
und
»Der Landkreis verpflichtet sich, die in Absatz 2 aufgeführten Grundstücke kostenfrei an die Stadt zurückzuübertragen, wenn die Zweckbestimmung des Krankenhauses nicht mehr verwirklicht werden kann.« ( Zitate aus dem Übergabevertrag von 1977 §§ 2 und 3 ).

Zum einen legitimiert der § 2 zu diesem Schritt, weil die vorgelegten Nachnutzungskonzepte keineswegs einen Ausbau unserer medizinischen Grundversorgung nach den gegebenen Möglichkeiten sind.

Grundversorgung ist zudem ein Begriff, der einen gänzlich anderen Inhalt hat, als Zentrenbildung.
Eine Hinzuziehung von Spezialabteilungen, die nicht der Grundversorgung angehören, sowohl im Ortenaukreis wie in Strasbourg, Bühl, Baden-Baden, Freudenstadt oder anderswo, steht einem Krankenhaus Oberkrich, daß dann kein Kreiskrankenhaus wäre nicht im Wege.

Zum anderen beinhaltet der § 3 die kostenfreie Rückgabe eines Krankenhauses, das bis zu den gewaltsamen Eingriffen des Geschäftsführers und bis auf den heutigen Tag arbeitsfähig gewesen ist.

Noch sind alle Einrichtungsgegenstände unseres Krankenhauses vorhanden und nicht abtransportiert worden, und sofern sie entfernt wurden beeinhaltet der Übergabevertrag, daß sie umgehend wieder an den Standort Oberkirch zurückgegeben werden müssen, wenn man dem Übergabevertrag folgt.

Mit diesen Pfunden muß sich arbeiten lassen!

Nicht mehr im Gefüge der Kreiskliniken, auf die wir offen gestanden als Renchtäler kaum noch einen Einfluß haben, wohl aber, wenn wir in Verhandlungen treten zu privaten Trägern, von denen ich stellvertretend nur zweie genannt habe.

Nicht weniger als fünf Bürgermeister befinden sich unter uns, deren Gemeinden allesamt vom Oberkircher Krankenhaus profitieren und nachweislich hinter ihm stehen. Dies muß sich einem neuen Träger vermitteln lassen.

Weiterhin glaube ich, daß ein neuer Vertrag mit einem neuen Vertragspartner entschieden vorteilhafter für die Region sein wird. Wenn ich daran denke, daß die wahrscheinlich erfolgreichste und beliebteste Geburtshilfe ohne Not aufgegeben wurde, müßte das Beweis genug sein.

Dieser Brief ist ein offener Brief.

Denn die Idee, sich vom Klinikträger Ortenauskreis abzuwenden und einen anderen zu suchen, muß öffentlich diskutiert werden, weil es nicht nur eine Handvoll Kreis- und Gemeinderäte angeht, sondern die gesamte Bevölkerung.

Bad Peterstal-Griesbach, 9. August 2021
Dr. Karlheinz Bayer

Petition Gegen Fallpauschalen

Petition: Keine Profite mit Krankenhäusern – Bunte Kittel

Die Petition an den Bundestag „Keine Profite mit Krankenhäusern“ der Initiative „Bunte Kittel“ fordert die Abkehr von der Profit-Orientierung im Gesundheitssystem.
Die Initiative fordert die Abschaffung des DRG-Systems (Fallpauschalen-System)  und den Übergang zu einem gemeinwohlorientierten Finanzierungsmodell für Krankenhäuser. Profiteure des aktuellen Systems seien nicht Patienten oder Mitarbeiter, sondern Krankenhausbetreiber und deren Aktionäre und Finanziers. Es bedürfe einer gesellschaftlichen und politischen Diskussion über das künftige Krankenhauswesen und dessen Finanzierung. Mehr als 40.000 Personen haben die Petition in den bis Mitte Juli unterschrieben, die Petition läuft noch bis 15. Oktober.

PETITION UNTERSCHREIBEN

Hier kann man die Petition aufrufen und digital unterschreiben.
https://www.openpetition.de/petition/online/keine-profite-mit-krankenhaeusern-menschvorprofit

Wer die Petition weiter unterstützen will, kann vorgefertigte Unterschriftsformulare auf der Internetseite downloaden, ausdrucken, Unterstützer per Unterschriften sammeln und anschließend die Unterschriftenbögen gescannt wieder hochladen.

Wer bei Probleme beim Hochladen der Unterschriftenlisten hat, kann sie gerne bei unseren Samstags-Demonstrationen abgeben. Wir nehmen Ihnen dann die Mühe mit Hochladen ab.

MACHEN SIE MIT!
SPRECHEN SIE AUCH IHR FREUNDE, VERWANDTE, NACHBARN, KOLLEGEN AN!!!

operiert und abkassiert Klinikalltag

SWR-Dokumentation: operiert und abkassiert -wenn Ärzte Rendite bringen sollen

Am 14. Juli wurde vom SWR im Dritten eine gute – aber sehr schockierende Dokumentation – zur Situation in den Krankenhäusern gesendet. Wird da vielfach nur um der Rendite Willen operiert? Sind dadurch auch Todesopfer zu beklagen? Steht der Mensch noch im Mittelpunkt der Gesundheitsversorgung?

Hier abrufbereit in der ARD-Mediathek.

Der SWR schreibt dazu:
„Immer mehr Ärzt*innen in Deutschland kritisieren die sogenannten „Fallpauschalen“, das Bezahlsystem der Krankenhäuser. Offen wie selten sprechen sie im SWR Fernsehen über ein Gesundheitssystem in Schieflage. So sollen immer mehr Patient*innen in immer kürzerer Zeit behandelt werden. Mit aufwändigen Eingriffen, die der Klinik Erlöse bringen. Chefärzt*innen würden gedrängt, die Umsatzzahlen für das Krankenhaus zu erhöhen.“

Landrat Scherer scheut Öffentlichkeit

Kommentar zum Rechtsformwechsel des Ortenau-Klinikums

Landrat Scherer scheut die Öffentlichkeit

Das am Dienstag im Kreistag vorgestellte Konzept der Umwandlung des Ortenau-Klinikums in eine Anstalt hat vor allem den Zweck, eine aus Sicht der Kreis- und Klinikverwaltung unerwünschte Öffentlichkeit zu vermeiden.

Ginge es nur um eine effizientere Gremienarbeit hätte man dem Gesundheitsausschuss zusätzliche Beschlusskompetenzen zur abschließenden Erledigung einräumen und so die Doppelbefassung der Gremien vermeiden können.

Statt einer Besetzung nach Fraktionenproporz hätte man das Gremium verkleinern und mehr nach fachlicher Kompetenz besetzen können. Stattdessen schafft man ein Aufsichtsgremium fast in bisheriger Besetzung und Größe, das aber geheim verhandelt. Man erwartet, dass dieses Gremium der Klinik freundlich zugetan ist. Die lästige dabei aber kompetente LILO bleibt so außen vor. Die Beschlussfassung wird in den Kreistag verlagert, ein Gremium, das wegen seiner Größe nicht gestalten, sondern nur abnicken kann.

Die besonders kritischen Finanzentscheidungen, die sich mittelbar auch auf die Kommunalhaushalte und die Belastungen der künftigen Generationen auswirken, sollen weiterhin in einem geheim tagenden Finanzausschuss beraten werden.

Am Beispiel Schließung der Klinik Oberkirch: Nachdem die Verwaltung Mitarbeiter und Ärzte an andere Standorte versetzt hat, darf der Kreistag die Schließung bestätigen.

Seit langem ist die Tendenz der Klinikverwaltung zu beobachten, eine kritische Öffentlichkeit zu vermeiden.

Als es in der letzten Kreistagssitzung um die Schließung von Oberkirch ging, bezog sich Landrat Scherer auf Bestätigungen der Berufsgenossenschaft und der Kasenärztlichen Vereinigung, deren rechtlich gebotene Veröffentlichung er aber verweigerte. Ein Beschwerdeverfahren nach dem Landesinformationsgesetz wurde eingeleitet.

Ein wichtiges Thema wie die Neuordnung des Rettungswesens wurde im Dezember letzten Jahres in geheimer Sitzung beraten. Ein Grund hierfür wurde nicht angegeben. Vielleicht wollte man Alternativvorschläge der Notärzte, wie sie jetzt vorgelegt wurden, verhindern.

Dabei war dies ein Thema, zu dem in der Kommunalen Gesundheits-Konferenz mit breiter Beteiligung der Öffentlichkeit Vorschläge erarbeitet und Transparenz versprochen wurden.

Nicht nur die Mitarbeiter hat die Klinikgeschäftsführung mit einem Maulkorberlass eingeschüchtert, selbst der Acherner OB Muttach, der als Mitglied des Kreistags für die Aufsicht über die Klinik zuständig ist, musste sich neulich beim Klinikgeschäftsführer Keller vorab die Freigabe einer Information genehmigen lassen.

Wie sich die Verwaltung die Berichterstattung in einer künftigen Anstalt vorstellt kam in der Sitzung des GKA zur Sprache: Man werde mit ausgewählten Journalisten zusammenarbeiten.

Das erinnert an Trump und Orban und widerspricht heiligen Prinzipien der Pressefreiheit.

Zu Recht hat der Oberkircher OB Braun gerade wegen der Bedeutung der Transparenz für die Akzeptanz der schwierigen Entscheidungen zur Agenda 2030 der Umwandlung in eine Anstalt zum jetzigen Zeitpunkt widersprochen.

Bernd Honsel, 19. Mai 2021

Stellungnahmen Oberkircher Gemeinderatsfraktionen zur vorzeitigen Krankenhausschliessung

Stellungnahmen Oberkircher Gemeinderatsfraktionen zur Krankenhausschließung

Die Redaktion der Acher-Rench-Zeitung hatte den Fraktionen des Oberkircher Gemeinderats vier Fragen zur Krankenhausschließung in Oberkirch zum 30. September gestellt. Die Fraktionsvorsitzenden der CDU, der SPD/BÜRGERLISTE, von BÜNDNIS 90/Die GRÜNEN und der BÜRGER FÜR OBERKIRCH (BfO) haben uns ihre Antworten dazu zu Verfügung gestellt:

Wie bewerten Sie die Entscheidung des Kreistags?

CDU: Fakt ist, dass der Beschluss des Kreistages zur Agenda 2030 im Jahre 2018 mit großer Mehrheit gefasst wurde. Mit Recht hat unser OB damals gegen die Agenda 2030 gestimmt. Nun gilt es, diesen Beschluss, der durch ein legitimiertes Gremium zustande kam, zu respektieren, ob wir wollen oder nicht und in Zusammenarbeit mit dem Kreis und der Klinikverwaltung ein tragfähiges Konzept für die Nachnutzung zu erarbeiten. Dies haben die fünf Kreisräte aus dem Renchtal gemacht und mit Ergänzungsanträgen die Vorlage für den Kreistagsbeschluss ergänzt. Dies gilt es nun sukzessive umzusetzen. Es bringt uns allerdings nicht weiter, wenn man durch Aktionismus in der Öffentlichkeit den Anschein erweckt, den Status quo ante herbeiführen zu wollen. Dies wäre Augenwischerei und Vorspiegelung falscher Tatsachen. Allerdings war Gegenstand des damaligen Beschlusses, dass etwa im Jahr 2025 eine Überprüfungsklausel gezogen wird. Das ist nun nicht vollzogen worden und hat zu einem immensen Vertrauensverlust geführt. Das kann man nun beklagen oder die Faktenlage zur Kenntnis nehmen und dazu nutzen, gemeinsam und konstruktiv ein akzeptables Nachnutzungs- konzept zu erarbeiten. Da haben die fünf Kreisräte aus dem Renchtal, die an einer konstruktiven Lösung interessiert sind, eine wertvolle Vorarbeit geleistet.

SPD/BÜRGERLISTE:
Obwohl schon voraussehbar, ist für uns der Zeitpunkt der Schließung doch enttäuschend. Warum nicht noch einige Monate warten, bis unter anderem auch der neue Geschäftsführer der MVZ Ortenau Gelegenheit hat, nach Analyse und Beurteilung der Sachlage noch eigene Ideen und Vorschläge in die Weiterentwicklung des Zwei-Säulen-Modells einzuarbeiten? Damit hätte der Ortenaukreis auch seinen Gestaltungswillen bzgl. einer optimalen Nachnutzung vertrauensbildend untermauern können.

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Sie ist keine Überraschung für mich. Auch die Tatsache dass die Renchtäler Kreisräte außer Herr Baier für die Schließung gestimmt haben. Sie sind der Meinung das Beste für den Standort Oberkirch heraus geholt zu haben und dass man sich nun auf die Nachnutzung konzentrieren sollte. Ich bin da nicht so optimistisch, zumal viele schon gemachte Zusagen vom Landrat wieder zurück genommen, wurde und beim Nachnutzungskonzept auf zwei komplett intakte OP Säle gesetzt wird. Das scheint jetzt schon nicht mehr gegeben zu sein. Hier werden uns noch einige Überraschungen erwarten.

BfO:
Unserer Meinung nach ist dieser Beschluss völlig übereilt und von wenig Respekt gegenüber der Bevölkerung des Renchtals geprägt. Noch im Oktober 2017 wurde uns mit dem Modell Landrat der Erhalt aller 9 Klinikstandorte versprochen. Nicht einmal ein Jahr später wurde die Agenda 2030 beschlossen und Jetzt 2021 gilt das alles nicht mehr. Und dann spielen die 5 Kreisräte des Renchtals die beleidigten, weil die Bevölkerung ihnen den  Respekt verweigert und das Vertrauen in die Zuverlässigkeit ihrer Entscheidungen nicht mehr vorhanden ist. Da ruft man die Leute im Rahmen der Kommunalen Gesundheitskonferenzen dazu auf ihre Vorstellungen zu äußern und schert sich dann einen feuchten Kehricht darum, was die Menschen der Region wollen. Auch die sachlichen Beiträge des Runden Tisches und des Fördervereins werden übergangen. Diese Kreispolitik ist konträr zu der viel gepriesenen Entwicklung des ländlichen Raums und hat keinen Respekt verdient.

Wie zufrieden sind Sie mit dem verhandelten Ergebnis?

CDU:
Wenn der Beschluss zur Nachnutzung umgesetzt wird, wie ihn der Kreistag nun gefasst hat, sollte man zunächst zufrieden sein. Die Leistungsangebote aus den Bereichen stationäre Pflege, Kurzzeitpflege, Genesungsbetten, Facharztpraxen, Notfallpraxis und Notfallstandort, Hebammenstützpunkt sowie aus den ergänzenden Modulen aus dem Prozess der kommunalen Gesundheitskonferenz sind ein positiver Anfang. Die Nutzung des OP-Bereiches muss dringend angegangen werden. Da laufen Verhandlungen. Es wird auch erwähnt, dass das
vorgelegte Nachnutzungskonzept im weiteren Verlauf des Umsetzungsprozesses aktiv ergänzt und angepasst werden soll. So sollen weitere Module aus dem Prozess der KGK, aus dem interfraktionellen Antrag der CDU- und SPD-Fraktion „Die Zweite Säule“ sowie sonstige Leistungen ergänzt werden, die noch nicht im Konzept erwähnt sind. Trotzdem ist größte Vorsicht geboten. In der Vorlage wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass bei einigen wesentlichen Punkten der Konzeption, insbesondere im Bereich der ambulanten Notfallversorgung, die Umsetzung von Dritten abhängig ist. Da müssen natürlich sämtliche Alarmglocken angehen, da man bisher in Puncto Vertrauen von der Klinikleitung nicht gerade verwöhnt wurde.

SPD/BÜRGERLISTE:
Optimistisch gesehen ist das Ergebnis ein Basiskonzept, das mit weiteren Bausteinen aus dem medizinischen Leistungsspektrum ergänzt werden soll und hinter dem der Ortenaukreis nicht mehr zurückbleiben kann. Trotzdem ist auch Skepsis angebracht, weil jetzt in gewisser Weise der Druck aus dem Kessel ist und das Interesse an kreativen Nachnutzungsideen nachlassen könnte.

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Nicht sehr zufrieden. Es gibt zwar die Zusage dass eine Notfallambulanz rund um die Uhr für leichtere Notfälle erhalten bleiben soll, aber Versprechen wurden schon mehrmals gebrochen. Ich bin der Meinung Oberkirch und das Renchtal verlieren einen weiteren wichtigen Baustein für Infrastruktur in der Region, nach der Schließung von Zollamt, Polizeiposten und Forstamt, und das in einer Zeit in der Oberkirch und das vordere Renchtal durch viele neue Baugebiete weiter wächst. Das ist für mich paradox.

BfO:
Mit dieser Entscheidung kann man überhaupt nicht zufrieden sein! Es gibt kein akzeptables Übergangskonzept. Die Absprachen mit OB Braun und den Kreisräten Krechtler, Gaiser, Baum und Bächle, dass der neue Geschäfsführer Rainer Bühn, der noch gar nicht im Amt ist in den Umwandlungsprozess eingebunden wird, sind mit dem Beschluss obsolet. Es war versprochen, dass die Entscheidungen frühestens ein halbes Jahr nach seiner Einstellung getroffen werden. Mit der Schließung des stationären Betriebes zum 30.9.21 fällt die bisherige internistische Versorgung 24/7 weg. Für die kurzfristige stationäre Interventionen  fehlen in der 2-3jährigen Umbauzeit die Betten und von einer ordentlichen Gesundheitsversorgung kann keine Rede sein.

Um welche Bereiche sollte aus Ihrer Sicht das künftige Zentrum für Gesundheit erweitert werden?

CDU:
Pflegebetten und eine Nachsorgestation sind für eine Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum nicht ausreichend, genauso wenig wie eine zweistündige Unfallversorgung am Abend. Der Wiederaufbau einer internistischen Abteilung sowie eine ganztägige Versorgung mit einem Notfallmediziner sind Grundvoraussetzung für eine minimale, medizinische Versorgung des Renchtals. Es müssen dringend weitere medizinische Leistungsangebote etabliert werden z.B. ein MVZ mit einer Orthopädie mit Durchgangsarzt, der den OP-Bereich nutzen kann.

SPD/BÜRGERLISTE:
Es wäre sehr vermessen, wenn unsere Fraktion hier Vorschläge machen würde, die in diesem Stadium eigentlich nur von Experten und profunden Kennern der Strukturen im Gesundheitssystem erarbeitet werden können.
Deshalb brauchen wir jetzt einen Expertenrat, bespickt mit kompetenten Vertretern von Förderverein, Runder Tisch, Politik und evtl. auch externen Beratern, um konkrete Nachnutzungsinhalte zu erarbeiten.

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Der Umzug des MVZ sind ein guter Schritt zur Sicherung des Standortes, ebenso die geburtshilfliche Vor- und Nachsorge der sogenannte Hebammenstützpunkt, warum man dann aber die Geburtsstation geschlossen hat, die nun in Offenburg baulich erweitert werden muss, kann ich nicht nachvollziehen. Es wäre sicher wünschenswert, wenn einige Fach- und Hausärzte ins Krankenhaus umziehen würden auch um gemeinschaftlich OP’s und teure Geräte wie CT und MRT zu nutzen um dadurch Kosten zu senken und medizinische Dienstleistungen anzubieten, die es bisher in Oberkirch nicht oder nicht mehr gibt. Außerdem war es immer ein Wunsch von Oberkirch, Betten für die wohnortnahe Genesung älterer Mitbürger anzubieten. Darüber hinaus gab es den Gedanken eine gereartrische Klinik in Oberkirch einzurichten, was gut zu unserem Haus passen würde.

BfO:
Wir bestehen bei dem künftigen Zentrum für Gesundheit auf einer rund um die Uhr  Notfallversorgung! Eine 2 Stunden Versorgung Abends und wenige Stunden  an Wochenenden ist nicht ausreichend sondern eher fahrlässig. Unfälle lassen sich nicht planen! Deshalb muss statt eines ZGO (Zentrum für Gesundheit Oberkirch), wenn es diesem Anspruch genügen soll in ein IGZ (Intersektorales ZGO)  mit erweiterter ambulanter Versorgung mit stationären Betten umgestaltet werden. Dies wurde 2018 von der Beraterfirma Oberender, Bayreuth im Auftrag der kassenärztlichen Vereinigung vorgeschlagen.

Wie wollen Sie und Ihre Fraktion dafür sorgen, dass die medizinische Versorgung des Renchtals in der Zukunft sichergestellt wird?

CDU:
Wir werden die Arbeit der fünf Kreistäte aus dem Renchtal, des Fördervereins und des Runden Tisches konstruktiv begleiten, damit wir eine akzeptable Lösung erreichen können. Dies muss nun behutsam angegangen werden. Mit dem Abschluss eines neuen Vertrages über die Nutzung des Oberkircher Krankenhauses zwischen der Stadt Oberkirch und dem Kreis müssen wichtige Richtlinien festgelegt werden. Hier darf sich der Gemeinderat nicht das Heft aus der Hand nehmen lassen und muss seinen Forderungen Nachdruck verleihen. Zudem sollte ein überregionales Netzwerk mit Ärzten und anderen Aktiven des Gesundheitswesens gesponnen werden, um das Bestmögliche für die Bevölkerung des Renchtals zu erzielen. Des Weiteren sollten die Gespräche mit Herrn Hacker von der Firma Oberender forciert werden. Herr Hacker hatte dem Gemeinderat ein positives Bild für ein Konzept die Nachnutzung gezeichnet. Die Aussage des Präsidenten der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sollten Beachtung finden, nämlich, dass das Gesundheitswesen nicht weiter ausgedünnt und auf reine Kosteneffizienz getrimmt werden dürfe. Was uns immer noch Sorgen bereitet ist die Finanzierung der Agenda 2030 mit den beiden Neubauten in Offenburg und Achern. Es gibt zwar die Zusage von Minister Lucha, die beiden Neubauten mit 60 % Landeszuschuss umzusetzen. Dies erscheint mir vor dem Hintergrund der coronabedingten Finanzlage des Landes nicht machbar. In den kommenden Jahren wird mit einem jährlichen Defizit von bis zu 4 Mrd. Euro im Landeshaushalt gerechnet. Hier schlage ich ein Moratorium für die beiden Neubauten vor. Es ist dringend ein Kassensturz notwendig, um die Finanzierung seriös zu sichern. Dies auch vor dem Hintergrund, die Finanzen der Kommunen nicht durch immer weitere Erhöhungen der Kreisumlage zu strapazieren. Es muss dringend eine Priorisierung erfolgen, die da lautet: Neubau in Offenburg vor einem Neubau in Achern.

SPD/BÜRGERLISTE:
Durch die Umwandlung des Krankenhauses in ein Zentrum für Gesundheit müssen ja neue vertragliche Vereinbarungen zwischen dem Kreis und der Stadt Oberkirch ausgehandelt werden. Damit ist die Tür noch ein Stück weit geöffnet, um mit konkreten und konstruktiv erarbeiteten Ideen und Konzepten auf die Ausgestaltung eines neuen Vertrages Einfluss nehmen zu können. Selbstverständlich unterstützen wir diese sich bietende Möglichkeit.
Wir sollten den Blick jetzt nach vorne richten und darauf vertrauen, dass das Zentrum für Gesundheit Oberkirch eine gute Zukunft vor sich hat.

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Wir als Fraktion können eigentlich nur unseren OB immer wieder darin bestärken sich für das Oberkircher Krankenhaus im Kreistag einzusetzen und unsere Kreisräte und Landtagsabgeordneten dazu auffordern, eine gute Lösung für unser Krankenhaus zu unterstützen und auch unseren Sozialminister an die zugesagten finanziellen Mittel für die Agenda 2030 zu erinnern, die auch dem Oberkircher Haus zugutekommen. Außerdem werden wir uns auch für die Stärkung der DRK Rettungswache in Oberkirch stark machen, damit wenigstens diese wichtige Infrastruktur in unserer Stadt erhalten und vielleicht sogar gestärkt werden kann.

BfO:
Wir legen Wert auf eine Sicherstellung einer medizinischen Versorgung des Renchtals in der Zukunft. Wie können wir das erreichen. Wir, die BfO, haben schon sehr früh festgestellt, dass mit der beschlossenen Schließung des Stationären Bereichs die Geschäftsgrundlage des Überlassungsvertrages von 1976 mit dem Kreis entfallen ist. Dem Gemeinderat obliegt es somit, einen neuen städtebaulichen Vertrag mit den Kreis zu vereinbaren. Hier wird der Gemeinderat sicher Manns genug sein auf eine zeitgemäße Gesundheitsversorgung Oberkirchs und natürlich auch des Renchtals zu bestehen. Wir werden alle entsprechenden Schritte sorgsam prüfen und uns nicht mit vagen Versprechungen abfinden.
Dieser Beschluss ist für das Funktionieren einer „sogenannten“ Großen Kreisstadt nicht würdig. Außerdem kommt die vorzeitige Schließung Oberkirchs 9 Jahre vor der Agenda 2030 wohl nur deshalb zustande, weil längst beschlossen wurde, in Achern einen völlig überdimensionierten und unnötigen Neubau an der nördlichen Kreisgrenze zu bauen. Da hat das Netzwerk eines OB Muttach in guter Kooperation mit den Herren Scherer und Keller halt sehr gut funktioniert. Und- dass den Kreisräten aus Achern, Lahr und Offenburg  und der unmittelbaren Umgebung als Nutznießer dieser Entscheidung die medizinische Versorgung des ländlichen Raumes nicht sonderlich wichtig ist, spricht nicht für eine Kreisverantwortung. Da allerdings 5 von 7 Kreisräten des Renchtals auch für die Schließung stimmten, gibt der Mehrheit sogar noch ein gutes Gefühl, alles richtig gemacht zu haben.
Dass von dieser Mehrheit diesen sogar noch Respekt für die Zustimmung der Schließung gezollt wird grenzt ja schon an Heuchelei!

Anstalt des öffentlichen Rechts

Zur Umwandlung der Rechtsform des Ortenau-Klinikums

Weniger Transparenz zur falschen Zeit

Am Dienstag 18. Mai, soll der Gesundheits- und Klinik-Ausschuss im Rahmen der Umwandlung der Rechtsform des Ortenau-Klinikums in eine „Anstalt des öffentlichen Rechts“ (AöR) beraten. Hauptsächlich bedeutet diese Umwandlung, dass der Gesundheits-und Klinik-Ausschuss durch einen Verwaltungsrat für das Ortenau-Klinikum und durch einen Aufsichtsrat für die neue GmbH für die Zentren für Gesundheit (inklusive der MVZ gGmbHs?) ersetzt wird, die dann nur noch nicht-öffentlich tagen werden. Eine wichtige Aufgabe des Verwaltungsrats soll dann unter anderem die Entscheidungen über Bauvorhaben von über 500.000 Euro sein, also alle Baumaßnahmen im Rahmen der Agenda 2030.

Dieses Vorhaben ist zu einem Zeitpunkt, an dem wichtige Weichen für die Agenda 2030 gestellt werden sollen, völlig unverständlich. Bei dieser Größenordnung von Kreisausgaben – finanzierbar nur mit riesigen Krediten, die die finanziellen Mittel des Kreises und damit auch der Gemeinden bis weit in die Zukunft belasten werden, ist doch gerade Öffentlichkeit gefragt und nicht weniger Transparenz zum falschen Zeitpunkt!

Apropos Transparenz: Die Entscheidung zur Schließung des Oberkircher Krankenhauses im Kreistag basierte auf zwei Vorbehalten: Zum einen, dass bis zur Sitzung des Kreistags am 20. Juli 2021 eine schriftliche Absichtserklärung der Berufsgenossenschaft (BG) zu einer Durchgangsarzt-Zulassung zum 1. Oktober 2021 vorläge und ab dem 1. Oktober 2021 eine Notfallsprechstunde eingerichtet werden könne. Lt. Verwaltung lagen diese Papiere bei der Entscheidung vor, waren aber nicht den der Öffentlichkeit zugänglichen Sitzungsunterlagen beigefügt. Auch die Nachfrage des Runden Tischs Krankenhaus Oberkirch zur Einsicht bzw. Überlassung dieser Papiere wurden von der Kreisverwaltung abgelehnt, mit dem Hinweis, dass es sich um nicht-öffentliche Dokumente handeln würde. Da diese Papiere wichtige Voraussetzungen für einen Kreistagsbeschluss mit außerordentlichen Tragweite waren, ist dies nicht nur hinsichtlich der Transparenz sondern juristisch äußerst fragwürdig. (Landesinformationsgesetz)

Bei der Vorstellung dieser Umwandlung der Rechtsform hatte man den für die Stuttgarter Kliniken zuständigen Bürgermeister von Stuttgart zur Unterstützung eingeladen. Dieser hatte lt. Protokoll aus den Erfahrungen der Umwandlung in eine AöR berichtet, unter anderem auch über die Zusammensetzung des Verwaltungsrats: In Stuttgart sind drei externe Experten in den Verwaltungsrat einbezogen, in dem neuen Verwaltungsrat des Ortenaukreises ist diese Möglichkeit überhaupt nicht vorgesehen. Auch eine marginale Verkleinerung des Verwaltungsrates ist nicht vorgesehen, der GKA hat bisher 22 Mitglieder plus den bisher nicht stimmberechtigten Landrat, der neue Verwaltungsrat soll 19 Kreistagsmitglieder plus den stimmberechtigten Landrat haben. Insgesamt statt 22 Mitglieder dann 20 Mitglieder!
Was aber auffällt ist, dass dem neuen Gremium die Linke Liste Ortenau (LiLO) keinen Sitz mehr erhalten soll. Ganz offensichtlich will man sich dieser sehr kritischen Kreistagsmitglieder entledigen, auch wenn man das in der Vorlage bestreitet.

Angesichts der strukturellen Veränderungen in der Ortenauer Gesundheitsversorgung ist diese Umwandlung der Rechtsform der völlig falsche Ansatz zum falschen Zeitpunkt: In dieser Situation ist nicht weniger sondern mehr Transparenz gefragt, um die Einwohner des Kreises in den Entscheidungsprozessen mitzunehmen! Eher Umgekehrt ist richtig: Hinsichtlich der Schließungen der Krankenhäuser in Oberkirch, Ettenheim und Kehl und deren Umwandlung in „Zentren für Gesundheit“ sollte mehr Öffentlichkeit hergestellt werden, also die Entscheidungen der zweiten Säule in öffentliche Sitzungen des Gesundheits- und Klinik-Ausschusses übertragen werden.

Pressemitteilung vom 17. Mai 2021

Schließung

Kreistag beschließt Schließung unseres Krankenhauses

Heute hat der Kreistag die Schließung unseres Krankenhauses in Oberkirch beschlossen! – siehe Artikel unter Aktuelles.

Am Wochenende haben wir noch allen Kreisräten folgende Erklärung zugeschickt:

Unsere Stellungnahme zum ARZ-Artikel vom 30.4.2021

„Oberkirch muss gelingen“ ist die Überschrift des Artikels vom Freitag in der ARZ, der über die Gründe der 5 Renchtäler Kreisräte für ihr Abstimmungsverhalten zum Tagesordnungspunkt der vorzeitigen Schließung des Oberkircher Krankenhauses im Gesundheits- und Klinik-Ausschuss am 15. April berichtet.

„Oberkirch muss gelingen“ hatte schon ein anderer Kreisrat nach der vorentscheidenden Sitzung des gleichen Ausschusses am 10. Dezember letzten Jahres gesagt, als die Umwandlung des Oberkircher Krankenhauses in ein „Zentrum für Gesundheit“ – da noch ohne Zeitpunkt der „Umwandlung“ – auf den Weg gebracht wurde und auch er voller Überzeugung dafür gestimmt hatte. Allerdings hat dieser Kreisrat vor zwei Wochen in der GKA-Sitzung gegen den aktuellen Plan gestimmt – warum wohl? Wahrscheinlich ist er genauso wenig wie der Runde Tisch Krankenhaus Oberkirch davon überzeugt, dass mit der aktuellen Beschlussvorlage die „Weiterentwicklung des der Betriebsstelle Oberkirch in ein „Zentrum für Gesundheit“ wirklich gelingen wird. Wer den Antrag richtig liest, findet hier nur Aussagen, die dazu führen, den Begriff „Weiterentwicklung“ mit „Abwicklung“ ersetzen zu müssen.

Was war denn im Dezember beschlossen worden? Es sollte ein neuer Geschäftsführer für die MVZs Offenburg und Ortenau gesucht werden, der die Entwicklung der Zentren für Gesundheit in Oberkirch, Ettenheim und Kehl übernehmen sollte. Und was wurde von der Klinikverwaltung daraus gemacht? Ja es wurde ein Geschäftsführer gesucht und auch in der letzten nicht-öffentlicher Sitzung des GKA gekürt – nur konnte dieser ja bisher nichts entwickeln, da noch nicht im Amt.

Stattdessen hat die Verwaltung des Ortenau-Klinikums das sogenannte Konzept weitergeführt – nicht weiterentwickelt, mit dem einzigen Ziel, den stationären Bereich des Krankenhauses schnellstmöglich zu schließen – ohne richtige Planung für eine echte Zukunft eines „Zentrum für Gesundheit“ in Oberkirch.

Die Beschlussvorlage spricht für sich, offensichtlich wurde sie nur schnell „zusammengeschustert“. Die Ergänzungsanträge der 5 Renchtäler Kreisräte finden sich lediglich im Anhang der Beschlussvorlage, auf die Anträge wird nicht weiter eingegangen, stehen auch nicht zur Abstimmung! – Das ist schon im Dezember 2020 erfolgt. „Der ambulante OP kann durchgängig während der Bauzeit betrieben werden“ – auch da ist nichts weiter ausgeführt von wem. Lediglich die beiden Voraussetzungen, Zuweisung eines D-Arztes und Übernahme einer Notfallsprechstunde durch nicht im Voraus informierte Oberkircher Hausärzte kann man als Zugeständnisse an die Bemühungen der 5 Kreisräte interpretieren.

Ob diese Voraussetzungen dann auch eingehalten werden, da müssen Zweifel aufkommen, wenn der Landrat bei der Diskussion des Tagesordnungspunktes im Ausschuss auf die Frage, was passiere, wenn die Voraussetzungen bis 20. Juli nicht erfüllt seien, lapidar bemerkt: Dann wird das Haus auch geschlossen, weil kein Personal mehr vorhanden ist.

Insofern überrascht den Runden Tisch der Optimismus der 5 Kreisräte, dass da wirklich ein richtiges „Zentrum für Gesundheit“ gelingen wird. Mit dem anstehenden Kreistagsbeschluss wird nur das Krankenhaus geschlossen und der Umbau in ein Pflegeheim vorangetrieben. Die Bausteine des „Zentrums für Gesundheit“ sind nicht einmal grob definiert, der mit der Entwicklung eine „Zentrums für Gesundheit“ beauftragte Geschäftsführer noch gar nicht im Amt.

Von den fünf Kreisräten sind drei Oberbürgermeister bzw. Bürgermeister von Renchtäler Gemeinden, deren Gemeinderäte im Herbst 2020 in Resolutionen jeweils einstimmig beschlossen haben, „dass eine vorgezogene Nachnutzung für Oberkirch nur in Betracht kommt, wenn das Ortenau Klinik eine adäquate Nachnutzung vorlegt, die einer bedarfsgerechten medizinischen Versorgung im ländlichen Raum entspricht,“ bzw. „dass eine vorzeitige Nachnutzung nicht dem Kreistagsbeschluss vom Juli 2018 entspricht.“ Setzen sich diese Kreisräte über Beschlüsse ihrer Gemeinderäte hinweg?

Der Runde Tisch hatte sich nach der Beschlusslage im Kreistag eine richtige verantwortungsbewusstere Planung für das „Zentrum für Gesundheit“ erwartet.

Da sich viele juristische Fragen bei der Umwandlung in das geplante Zentrum für Gesundheit ergeben, ist vorab eine qualifizierte Beratung erforderlich. Man kann nicht erwarten, dass die Klinik-Verwaltung für ihren potentiellen künftigen Wettbewerber die passenden Vorgaben von sich aus entwickelt. Dies ist vom künftigen Geschäftsführer der 2. Säule zu entwickeln.

Das Mindestangebot zur Gesundheitsversorgung für die „sogenannte „Nachnutzung“ sollte aus einer chirurgischen Facharztpraxis und einer internistischen Facharztpraxis bestehen, um das bisherige Angebot des Krankenhauses zumindest im ambulanten Sektor in etwa auszugleichen. Der Runde Tisch ist davon überzeugt, dass dies schnell gelingen würde, hätte man von Seiten der Kreis- und Klinikverwaltung auch wirklich eine entsprechende Absicht: Für niederlassungswillige Ärzte ist es durchaus äußerst interessant, in der Nachfolge des Krankenhausbetriebs die ambulante Versorgung des Renchtals zu übernehmen.

Letztlich stellt sich auch die Frage, in wieweit der immer noch gültige Übergabevertrag des Krankenhauses von der Stadt Oberkirch an den Kreis aus dem Jahre 1976 die Schließung des stationären Betriebs zulässt. Eine echte juristische Überprüfung dazu wurde leider bisher versäumt.

Fazit: Für Die Klinikverwaltung ist die „Betriebsstelle“ Oberkirch nur eine Abbruch-Baustelle, aus der engagiertes Personal (noch 15 Pflegekräfte (!), wovon vier Teilzeitkräfte nach Achern gehen) und schon jetzt die besten Geräte entfernt werden – ohne Rücksicht auf den künftigen Bedarf.