Stellungnahme zum ARZ-Artikel „Mütter tendieren nach Offenburg“

Hier der Artikel: https://www.bo.de/lokales/achern-oberkirch/renchtaler-mutter-tendieren-zur-geburt-in-offenburg
Zusatzartikel mit Zitat von Klinikums-Sprecher Christian Eggersglüß online nicht verfügbar, deshalb hier nebenstehend.

Unsere Stellungnahme:

Sprache kann ja so verräterisch sein: Klinikums-Sprecher Christian Eggersglüß wird hinsichtlich der Vorjahres-Situation der Geburtenstation in Achern zitiert: „Das Jahr 2020 war für alle Beteiligten ein Übergangsjahr, in dem sich die neuen Strukturen etablieren mussten.“ Das heißt doch nichts anderes als: „Wir waren nicht richtig vorbereitet.“ Ja man hatte für 2,4 Mio. Euro die Acherner Geburtenstation räumlich umgebaut und saniert – aber offensichtlich nicht die notwendigen organisatorischen und personellen Neuerungen im Blick gehabt. Deutlichstes Beispiel, die fehlende Möglichkeit die notwendigen U2-Untersuchungen der Babys stationär von einem Kinderarzt durchführen lassen zu können. Eine entsprechende Fachärztin war erst nach gut einem Jahr gefunden. Ebenfalls erst ein Jahr später war eine neue Chefärztin in der Geburtenstation am Start.

Übrigens auch die baulichen Änderungen waren wohl bis zum Sommer diesen Jahres in Achern nicht befriedigend, berichtet doch die ARZ am 15. August diesen Jahres über die Fertigstellung eines neuen Notsectio-OP-Raums im Klinikum Achern für eine halbe Million Euro.
Und dass das Klinikum Offenburg neben Achern für werdende Mütter des Renchtals ein Ziel sein würde, war auch für die Verwaltungsleitung des Offenburger Klinikums keine überraschende Erkenntnis: Im Offenburger Tageblatt vom 7.2.2020 wurde berichtet: „Derzeit bereitet man sich in Offenburg nach der Schließung in Oberkirch Ende Dezember darauf vor, rund 200 bis 250 Geburten zusätzlich pro Jahr zu begleiten. Um die Kapazitäten zu stemmen, sei ein 4,6 Millionen Euro teurer Anbau im Klinikum-Park geplant, erläutert Mathias Halsinger, Verwaltungsdirektor des Offenburger Klinikums.“

Fazit: Die Schließung der Oberkircher Geburtenstation hat weit mehr als die immer wieder vom Ortenau-Klinikum angeführten 2,4 Mio. Euro in Achern gekostet. Summasummarum kommt man da ganz in die Nähe des von der Klinikverwaltung geschätzten auflaufenden Gesamtdefizits bei Fortführung des Oberkircher Krankenhauses bis zum Jahre 2030 von 9,5 Mio. Euro, was im Kreistag das Ende des Oberkircher Krankenhauses bedeutet hat. Wobei die Hauptkosten in Baumaßnahmen in Gebäude investiert wurden, die 2030 bei Eröffnung der neuen Klinken zum Abriss anstehen. Dagegen wird das Oberkircher Haus in welcher Form auch immer weiter Bestand haben. Da stellt sich schon die Frage, ob die Schließung der äußerst beliebten und sehr gut frequentierten Geburtenstation Ende des Jahres 2019 nur dazu dienen sollte, dem Oberkircher Krankenhaus ein wichtiges Standbein zu entziehen und damit der Schließung zuzuführen? Wenn das nicht das Ziel gewesen war, muss man dann an den kaufmännischen Fähigkeiten des ein oder andern Verantwortlichen zweifeln? Oder anders gefragt: Cui bono? 30.000 Renchtälern sicher nicht.

Quellen:
Mittelbadische Presse, 7. Februar 2020
https://www.bo.de/lokales/offenburg/in-offenburg-wird-2020-mit-deutlich-mehr-geburten-gerechnet
Mittelbadische Presse, 29. Januar 2021:
https://www.bo.de/lokales/achern-oberkirch/erstes-jahr-der-neuen-geburtshilfe-achern-lief-durchwachsen
Mittelbadische Presse, 15.August 2021
https://www.bo.de/lokales/achern-oberkirch/acherner-krankenhaus-steigert-geburtenzahlen

Über diese Stellungnahme wurde in dem ARZ-Artikel „Wichtiges Standbein entzogen“ am 17.12.2021 berichtet.

 

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