Orginal-Artikel: https://www.bo.de/lokales/achern-oberkirch/so-lauft-der-umbau-des-oberkircher-krankenhauses
Wenn man den Artikel so liest muss man feststellen, dass sich in den letzten 4 Monaten nichts Neues zur Einrichtung eines echten Zentrums für Gesundheit für das Renchtal ergeben hat: Der Hebammenstützpunkt war schon eingerichtet, das orthopädische MVZ ist wie geplant in ein Provisorium umgezogen, verstärkt durch es eine D-Arzt-Zulassung, ein tägliche 2-stündige „Notfallsprechstunde“ wurde eingerichtet, wobei diese eigentlich eine Totgeburt ist – bei zwei Patienten pro Tag!
Da keine Röntgenmöglichkeit und weitere intensivere Untersuchungsmöglichkeiten in dieser Sprechstunde vorhanden sind, wird der eine oder andere angehende Patient sich doch im Zweifel direkt an die Notfallambulanzen in Offenburg oder Achern wenden – mit den bekannten unerträglichen Wartezeiten wegen Überfüllung dieser Ambulanzen. Da hilft auch nicht mehr Werbung. Aber diese Sprechstunde wird auf Teufel komm raus weiter unterstützt, weil diese ja im Beschluss des Kreistags so festgehalten wurde – ein Zugeständnis (Placebo) an die Renchtäler Kreisräte.
Viel wichtiger ist doch die Gewinnung von weiteren vor allem ärztlichen Angeboten für unser ehemaliges Krankenhaus – und da tut sich nichts. Selbst die hochgelobte Kooperation in der OP-Tätigkeit der Augenärztin Dr. Juliane Oppermann ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein: nur einer der beiden vor kurzem renovierten OPs wird nun gerade einen Tag pro Woche genutzt. Von weiteren Interessenten ist ja laut Aussage des Pressesprechers weit und breit nichts zu sehen.
Für den dringend notwendigen internistischen Bereich wird auf fehlende Zulassungsmöglichkeiten bei der Kassenärztlichen Vereinigung verwiesen, da kein Arztsitz in diesem Bereich frei wäre. Aber man muss doch klar sehen, dass ohne eine internistische Praxis im ZfG die sogenannten Genesungsbetten (Kurzzeitpflegebetten) nur ein frommer Wunsch sein werden. Für eine Betreuung von Patienten zur Nachsorge nach einem Krankenhausaufenthalt und – -noch viel wichtiger – für eine kurzzeitige stationäre Untersuchungsmöglichkeit für beispielsweise Blutdruckunregelmäßigkeiten, Diabetesbetreuung oder andere erweiterte Diagnostiken braucht es eine internistische Betreuung. Dies ist fundamental zur Einrichtung des IGZ, eines integrierten Gesundheitszentrums, in dem die EAV, die erweiterte ambulante Versorgung, also eine ärztliche und pflegerische Behandlung, über die Sektorengrenzen zwischen „stationär“ und „ambulant“ hinausgeht. Das ist zwar wie mehrfach darauf hingewiesen ein Pilotprojekt, aber nicht nur für die Ortenau: eigentlicher Vorreiter dafür ist das Gesundheitszentrum Spaichingen. Laut Internetseite des Fördervereins Gesundheitszentrums Spaichingen e.V laufen seit Jahren darüber „trotz Rückenwind des Sozialminsteriums“ zähe Verhandlungen mit der kassenärztlichen Vereinigung!(???, https://foerderverein-gz-spaichingen.de/glossar/)
Offensichtlich ist da nicht der notwendige politische Wille dahinter: es wäre Aufgabe des Sozialministers Lucha, wenn er schon die Schließungen von Kliniken im ländlichen Raum vorantreibt, dann auch entsprechend hinter diesen Umwandlungsmöglichkeiten in ein IGZ hinterher zu sein. Corona kann da nicht als Ausrede gelten! Auch trotz Corona wurde unser Krankenhaus geschlossen!
Fehlender politischer Wille in der Verwaltungsspitze des Ortenaukreises und der Renchtäler Gemeinden ist wohl auch der Grund, warum sich im Gegensatz zum Gesundheitszentrum Spaichingen hier nichts in Richtung eines echten Zentrum für Gesundheit bewegt: zum Vergleich sei hier noch einmal auf das GHZ Spaichingen hingewiesen, wo Landrat und Stadt den Ausbau vorantreiben: https://www.gesundheitszentrum-spaichingen.de/
Man muss doch klar sehen, dass der Ortenaukreis hauptsächlich an der Einrichtung eines Pflegeheims mit 45 Betten interessiert ist – weil das Geld bringt.
Für das komplette Umbauvorhaben hat der Kreis 10 Mio. Euro vorgesehen – die sich lt. Aussage des Geschäftsführers der MVZ Ortenau GmbH, Herrn Bühn bei der Mitgliederversammlung des Fördervereins Krankenhaus Oberkirch durch die Einnahmen refinanzieren lassen.
Es ist also kein „verlorener“ Zuschuss, sondern es ist eine klare Investition, die sich amortisieren wird!
Da stellt sich schon die Frage, ob die Stadt Oberkirch dann unentgeltlich das Haus und Gelände durch einen Überlassungsvertrag dem Kreis zu Verfügung stellen soll. Auch beraubt sich die Stadt zusätzlich aller zukünftigen Einflussmöglichkeiten für die Zukunft der Oberkircher bzw. Renchtäler Gesundheitsversorgung. Wir weisen dazu auf den hin, der -wie schon der Name sagt -zuständig für die Krankenhausversorgung ist. Die Frage stellt sich, ob nicht eine eigene Finanzierung evtl. über den Oberkircher Spital- und Gutleuthausfonds (der Name ist eigentlich Programm!) möglich ist – auch unter Einbeziehung von ev. Spenden und Zuschüssen von Renchtäler Firmen oder Privatleuten? Übrigens hat Bad Säckingen hat eine eigene GmbH für die Entwicklung und das Betreiben des Gesundheitszentrums gegründet. Warum sich dort mal nicht erkundigen?
Wir schlagen vor, sachgerecht und genau die Möglichkeiten einer Integration des Gesundheitszentrums in die bestehende „Wohnen und Pflege Oberkirch gGmbH“ zu prüfen. Hat so ein Modell vielleicht die besseren Zukunftschancen für die Renchtäler Bevölkerung?
Aus unserer Sicht kann unter den momentanen Gegebenheiten der für Ende März geplante neue Überlassungsvertrag mit dem Ortenaukreis nicht geschlossen werden. Reine unverbindliche, wachsweiche Absichtserklärungen zum Ausbau des Zentrums für Gesundheit Oberkirch sind für eine medizinische Grundversorgung für 30.000 Renchtäler viel zu wenig!
Diese Stellungnahme wurde in der Acher-Rench-Zeitung inhaltlich am 9. Februar 2022 veröffentlicht:
https://www.bo.de/lokales/achern-oberkirch/runder-tisch-sieht-bessere-chancen-furs-gesundheitszentrum-oberkirch-0