Ettenheim Schließung Klartext

Ettenheimer Bürgermeister spricht Klartext zu Krankenhaus-Schließungen

https://www.bo.de/lokales/ortenau/wegfall-des-standorts-ettenheim-das-sagt-der-buergermeister-dazu

Da das Interview leider nur hinter einer Bezahlschranke zu lesen ist, hier eine Zusammenfassung:

Der Ettenheimer Bürgermeister Bruno Metz ist überzeugt davon, dass mit einem richtigen Konzept das örtlicheKrankenhaus wirtschaftlich zu betreiben wäre. Aber seit 2016 seien immer wieder Etagen und Abteilungen geschlossen worden, weil Ettenheimer Mitarbeiter im Krankenhaus Lahr gebraucht worden wären.
In der Agenda-Diskussion sei dann nur die rückläufige Leistungsentwicklung des Ettenheimer Krankenhauses gerade von GF Keller und dem Landrat betont und betrachtet worden – ohne die Gründe zu beleuchten
Anmerkung von uns: Das kommt uns in Oberkirch sehr bekannt vor. Auch das Oberkircher Krankenhaus wurde bewußt heruntergewirtschaftet!

Es gibt für ihn nicht nur große Häuser, die überlebensfähig sind. Er ist überzeugt, dass ein kleines Haus, das sich entsprechend spezialisiert, sowie kompetente und spezialisierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat, durchaus wirtschaftlich betrieben werden Könnte (als Beispiel führt er da eine Gundelfinger Privatklinik an).

Hart geht er mit den Beratungsunternehmen, die für die Planung der Agenda angeheuert wurden, ins Gericht. Zum einen bemängelt er, dass zu Beginn der Diskussion um die Zukunft der Krankenhäuser damit begonnen wurde, mit CMK ein Beratungsunternehmen zu beauftragen, in dem der Klinkgeschäftsführer vorher Gesellschafter war. (Das kam erst im Laufe der Beratung heraus).

Zum anderen prangert er die Inkompetenz des Unternehmens an, das damals eine Vorlage entwickelt hat, die Zitat: „unterirdisch war, die haben Äpfel mit Birnen verglichen. Die haben Wirtschaftlichkeit beurteilt, ohne zu untersuchen, ob es Trägerzuschüsse gibt, oder wer die Abschreibungen bezahlt und anderes mehr. Das war eine miserable Vorlage.“
Eine Ausschreibung des Auftrages habe er auch nie gesehen.

Auch das Gutachten des Beratungsunternehmens in der Nachfolge, die Firma Lohfert & Lohfert – dieses Mal nach einer Ausschreibung – und das die heutige Basis der Agenda 2030 darstellt, wird von Bürgermeister Bruno Metz auch als unzureichend angesehen:
Zitat: „Lohfert & Lohfert musste sich auch einiges an Korrekturen durch die Leute vor Ort mitteilen lassen. Manche haben sie angenommen, in anderen Fällen blieben sie stur. Da ging es auch um die Fragen der rückgängigen Leistungsentwicklung in Ettenheim. Das hat mich regelmäßig geärgert, weil der beschriebene Rückgang eindeutig mit der Personalleihe nach Lahr zusammenhing. Der Effekt war für den Konzern positiv und für Ettenheim negativ. Und das ist nie dargestellt worden.“
Anmerkung: So wurde es auch für das Oberkircher Haus gehandhabt. Und die subjektiven Darstellungen werden heute noch fortgeführt: In der Vorlage zur ehemals geheimen weil nicht-öffentlichen Sitzungen des GKA Anfang Februar 2021 wurde in der Tischvorlage nur explizit die Defizite von Oberkirch und Ettenheim aufgeführt. Die Defizite aus den anderen Häuser wurden in einen großen Topf verrührt und zahlenmäßig gar nicht ausgewiesen!

Zur Umwandlung der Rechtsform des Ortenau-Klinikums in eine „Anstalt des öffentlichen Rechts“ äußert er sich deutlich: Für die jetzige Klinikstrukturreform, an dem für den Kreis und damit den Kommunen eine Investition von 500 Mio. Euro abverlangt wird, möchte er vom Hauptorgan des Kreises begleitet wissen, und das ist der Kreistag mit 83 Kreisräten und nicht ein Verwaltungsrat mit 14 Köpfen.

Mehr Rückhalt und Identifizierung mit dem Projekt würde es durch die Verkleinerung auf einen Verwaltungsrat auch nicht geben. Er sieht gerade die Kreisräte bestrebt, Transparenz und Teilhabe zu ermöglichen. In der heutigen Zeit würde es nicht passen die Öffentlichkeit und politische Vertreter in eine Zuschauerrolle zu drängen. Es muss darum gehen, die Kreispolitik den Menschen zu erklären, sie mitzunehmen. Abgesehen davon sei das Krankenhauswesen zu wichtig, zu bedeutend in jedweder Hinsicht, medizinisch und wirtschaftlich um nur Berichte entgegen zu nehmen.

Insgesamt gesehen ist dem Ettenheimer Bürgermeister in allen Punkten zuzustimmen

Leserbrief von Elke Honsel dazu:

Bgm. Bruno Metz hat klar dargestellt, wie sehr sich die bevorstehende Schließung des Ettenheimer Krankenhauses auf die Versorgung der Bevölkerung und die Attraktivität der Stadt und die Region auswirkt.
Er hat die berechtigte Sorge, dass künftig die Grund- und Notfallversorgung nicht gesichert ist.
Wie Ettenheim ist auch Oberkirch durch Maßnahmen der Klinikverwaltung vorab der Wirtschaftlichkeitberaubt worden, um jetzt als defizitäres Krankenhaus abgewrackt zu werden. Gleichzeitig wird aber behauptet, die Gesundheitsversorgung würde sich verbessern .
Wer einmal mit einer Bagatellverletzung in der überfüllten Notaufnahme in Offenburg 6 Stunden gewartet hat, weiß wovon ich spreche. Und das soll unsere Zukunft sein?

Die Klinikgeschäftsführung unternimmt alles, um den Neubau in Achern zu rechtfertigen und wirtschaftlich zu machen. . Erst wurde die Geburtshilfe von Oberkirch nach Achern verlegt (hat nicht funktioniert, nur viel gekostet), dann die lukrative Endoprothetik von Oberkirch nach Kehl und von dort weiter nach Achern. Jetzt soll auch die Fußchirurgie von Ettenheim nach Achern.

Auffallend ist, dass dieses Hin- und Hergeschiebe erst mit dem neuen Geschäftsführer begann. Die kleinen Häuser wurden sukzessive demontiert, um ihnen jetzt im Angesicht von 280 Mio Verlust den schwarzen Peter zuzuschieben. Dabei tragen die grossen Häuser zum Verlust ebensoviel oder mehr bei als die kleinen .
Wenn es richtig ist daß kleine Kliniken Verluste bringen warum wird dann in Achern ein neues kleines (unwirtschaftliches?) Krankenhaus an der Landkreisgrenze gebaut ? Die 160 Mio, die Achern kosten soll, fehlen im Stadtsäckel der Gemeinden für Schulen, Kindergärten usw.

Wieso kam erst so spät heraus, dass GF Keller Mitbegründer der CMK Beratungsfirma war? Hat keiner diesen Interessenkonflikt gesehen?
Das Gutachten von Lohfert und Lohfert verwendet unrealistische Annahmen und ist durch die Entwicklung überholt. Die Erwartung, dass die laufenden Verluste durch künftige Gewinne auszugleichen sind, ist reine Illusion.
Mit den jetzt vorgelegten Sparplänen wird fast das gesamte Sparpotential der Agenda 2030 ausgeschöpft. Dennoch verbleiben bis 2030 Verluste von 100Mio€. Und danach muss auf die Neubauten erst einmal die laufende Abschreibung von 20 Mio € p.a. verdient werden.
Warum fragt keiner nach einer konkreten Planung, wie der GF Keller diese Gewinnprognose begründen kann.?

Die erhöhte Kreisumlage, die eigentlich die Neubaukosten vorfinanzieren sollte, wird jetzt zur Deckung der laufenden Verluste zweckentfremdet.

Wie kann es sein, dass den Kreisräten bisher nichts aufgefallen ist? Wurden Sie getäuscht? Und dient die vorgeschlagene Umwandlung in eine geheim verhandelnde Anstalt dem Zweck, dass die falschen Versprechen nicht öffentlich bekannt werden?

Bürgermeister Metz hat recht, wenn es sagt, wir müssen nach vorne schauen. In der Vergangenheit sind viele Fehler gemacht worden. Passen wir auf, daß das nicht wieder passiert. Die Entscheidungsträger haben viel an Glaubwürdigkeit verloren. Manche Entscheidung sollte künftig kritischer hinterfragt werden.
Die Gesundheitsversorgung auf dem Land ist zu wichtig, um sie nur Gesundheitsökonomen zu überlassen.
Deshalb die Forderung für Ettenheim, Oberkirch und Kehl:
KEINE SCHLIESSUNG OHNE FUNKTIONIERENDE ADÄQUATE GRUND- und NOTFALLVERSORGUNG

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