Heute Nachmittag (Montag, 29. März) wurden wir von betroffenen Mitarbeiter:innen informiert, dass Geschäftsführer Keller die Schließung des Krankenhauses zum 31. Juli angekündigt hat.Und das, ohne dass ein Beschluss seines Arbeitgebers, des Kreistags des Ortenaukreises vorliegt!!!
Dieses Vorgehen zeugt von einem illoyalen Verhalten und Missachtung gegenüber dem Arbeitgeber und seinen demokratisch gewählten Vertretern, was eine sofortige Kündigung erforderlich machen muss! Wir fordern den Kreistag auf, dies umgehend umzusetzen!
Wir haben in der Oberkircher Gemeinderatssitzung am gleichen Abend folgendes vorgetragen:
Sehr geehrte Damen und Herren des Gemeinderats
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Braun,
sehr geehrter Herr Bürgermeister
sehr geehrte Damen und Herren,
heute Nachmittag erreichte uns eine kaum glaubliche Nachricht. Unser Krankenhaus soll schon in ein paar Wochen – Ende Juli geschlossen werden. Angestellte des Krankenhauses werden ab dem 1. August in anderen Kliniken eingesetzt werden. Lt. unseren Meldungen war der Geschäftsführer des Ortenau-Klinikums Christian Keller heute Vormittag im Oberkircher Krankenhaus und hat sich die Räumlichkeiten angeschaut.
Wir fragen uns, wie das ohne einen Beschluss des Kreistags möglich ist. Bisher ist ein solcher Beschluss nämlich nicht erfolgt. Offensichtlich wird hier etwas umgesetzt, ohne dass die zuständigen politischen Gremien entschieden haben. Ein richtiger Politik-Skandal!!
Die nächste Sitzung des Gesundheits- und Klinik-Ausschusses des Kreises ist auf den 15. April angesetzt, in der wohl dann das Thema besprochen werden soll und dann wohl die Schließung unseres Krankenhauses als Entscheidung für die Kreistagssitzung am 4. Mai empfohlen werden soll.
Wir sehen darin eine unglaubliche Missachtung der zuständigen politischen Gremien, mehr noch eine Verächtlichmachung des Kreistags. Motto: „Die werden schon so entscheiden, wie wir, die Klinikleitung, wollen!“
Diese Vorgehendweise ist die konsequente Fortsetzung von „Verarschung“ der politischen Gremien im Zuge der sogenanten Agenda 2030, wie sie der Ettenheimer Bürgermeister Bruno Metz im Interview mit der mittelbadischen Presse am 18. März geschildert hat.
Er hat noch einmal wie folgt zusammengefasst: Die Diskussion um die Zukunft der Krankenhäuser wurde damit begonnen, dass für ein entsprechendes Klinik-Gutachten das Beratungsunternehmen CMK beauftragt worden war – wohl ohne entsprechende Ausschreibung und ohne dass bekannt war, dass Herr Keller früher in diesem Unternehmen beschäftigt war. Das kam erst später heraus.
Auch das Gutachten des Beratungsunternehmens in der Nachfolge, die Firma Lohfert & Lohfert – dieses Mal nach einer Ausschreibung – und das die heutige Basis der Agenda 2030 darstellt, wird von Bürgermeister Bruno Metz auch als unzureichend angesehen:
Zitat: „Lohfert & Lohfert musste sich auch einiges an Korrekturen durch die Leute vor Ort mitteilen lassen. Manches haben sie angenommen, in anderen Fällen blieben sie stur. Da ging es auch um die Fragen der rückgängigen Leistungsentwicklung in Ettenheim. Das hat mich regelmäßig geärgert, weil der beschriebene Rückgang eindeutig mit der Personalleihe nach Lahr zusammenhing. Der Effekt war für den Konzern positiv und für Ettenheim negativ. Und das ist nie dargestellt worden.“
Diese Aussage kann man 1 zu 1 für das Oberkircher Krankenhaus übernehmen. Und die subjektiven Darstellungen werden heute noch fortgeführt: In der Vorlage zur ehemals geheimen weil nicht-öffentlichen Sitzungen des GKA Anfang Februar wurde in der Tischvorlage nur explizit die Defizite von Oberkirch und Ettenheim aufgeführt. Die Defizite aus den anderen Häuser wurden in einen großen Topf verrührt und zahlenmäßig gar nicht ausgewiesen!
Wenn die zeitnahe Schließung des Oberkircher Krankenhauses wirklich umgesetzt werden wird, werden 30.000 Renchtäler ohne entsprechende chirurgische und internistische Notfall-Ambulanzen da stehen. Da wird immer argumentiert, dass die sogenannte Agenda 2030 eine Verbesserung der medizinischen Versorgung im Ortenaukreis bringen wird. Absolut nicht für das Renchtal!!!
Ich zitiere aus dem Vertrag zur Übergabe des städtischen Krankenhauses „St. Bernhardt“ an den Landkreis, vom 20.12.1976,
§ 2:
„Der Landkreis verpflichtet sich, die Grundversorgung für die Raumschaft zu erhalten, bzw. nach den ihm gegebenen Möglichkeiten weiter auszubauen.“
Nach unserer Auffassung wird hier nichts erhalten sondern erheblich verschlechtert!
Wir fordern den Gemeinderat auf, sich gegen diese kurzfristige Schließung zu stellen, das Gleiche fordern wir von den Mitgliedern des Kreistags.
Es ist zwar beschlossen, das Krankenhaus zu schließen – aber nicht zu diesem Zeitpunkt. Wenn man auch noch in den letzten Wochen gehört hat, dass immer wieder Patienten wegen Bettenmangel von Achern nach Oberkirch verlegt wurden, kann man diesen Entschluss überhaupt nicht nachvollziehen.
Deshalb unsere glasklare Forderung:
KEINE SCHLIESSUNG DES KRANKENHAUSES OBERKIRCH OHNE FUNKTIONIERENDE ADÄQUATE GRUND- und NOTFALLVERSORGUNG
Nach diesem Vortrag zeigte sich Oberbürgermeister Braun völlig überrascht von der Nachricht der Schließung. Es sei immer kommuniziert worden, dass das Oberkircher Krankenhaus erst dann geschlossen werden wird, wenn für eine entsprechende Ersatzversorgung gesorgt ist.
Er werde der Sache nachgehen.